Fotofestival in Zingst

06.06.25

Meine Eindrücke zum 18. Umweltfotofestival »horizonte zingst«

Eine von vielen Mitmachaktionen

Zingst steht gleichermaßen für die Halbinsel an der Mecklenburgischen Ostseeküste, als auch für die gleichnamige Gemeinde, die direkt zwischen Ostsee und dem Boddengewässer liegt.

Damit liegt es nicht nur optimal um Strandurlaube zu geniessen, sondern bietet auch eine tolle Natur drumherum, die auf der einen Seite tolle und abwechslungsreiche Landschaften, und auf der anderen Seite eine vielfältige Tierwelt, bietet.

Diese Vielfalt übt eine große Anziehungskraft speziell für Naturfotografen aus. Was wohl auch ein Grund dafür war, im Jahre 2008 erstmalig, genau an diesem Ort ein „Naturfotofestival“ zu veranstalten, auf dem neben Vorträgen, Workshops, Ausstellungen auch ein kleiner Fotomarkt angeboten wurde. 

2011 wurde mit dem Max Hünten Haus ein Zentrum geschaffen welches dann auch ganzjährig Workshops, Ausstellungen und viel Serviceleistungen für Fotografinnen und Fotografen unter einem Dach bündelt.

Und so kam es durch viele Maßnahmen dazu, dass sich Zingst in der Zwischenzeit als Synonym, speziell für die Naturfotografie etabliert hat, und das, was 2008 mit rund 7.000 Besuchern begann, fand dieses Jahr, Ende Mai, zum 18. Mal als Umweltfotofestival »horizonte zingst« mit inzwischen ca. 40.000 Besuchen statt, denen 9 Tage lang ein buntes Programm geboten wird.

Die Festivalwoche begann sozusagen als Soft Opening am Freitag, mit ersten Ausstellungseröffnungen. Von denen bis zu fünf weiteren bis Montag täglich folgten. Die offizielle Eröffnung des Festivals fand dann am Sonnabend, dieses Jahr erstmalig am Strand vor der Seebrücke, statt. Hier bot eine große Leinwand die Möglichkeit, dass die große Zuschauermenge den verschiedenen Beiträgen mühelos folgen konnten.

Bilderflut an der Seebrücke


Dieser Ort war auch dieses Jahr wieder ein wichtiger Treffpunkt. Denn hier wurden am Ende der Festivaltage unter dem Titel „Bilderflut“ Bilder und Filme zu den Ausstellungen gezeigt, und auch Tagesergebnisse der verschiedenen Workshops wurden präsentiert, von denen am Sonnabend die ersten stattfanden.

Nachdem Ausstellungen, Multivisionsshows und Workshops bereits liefen, startete am Donnerstag der riesige Fotomarkt, auf dem rund 40 Ausstellern alles zeigten was das Fotografinnen- und Fotografenherz begehrt. Und es wurden nicht nur aktuelle Produkte präsentiert, sondern auch zu gemeinsamen Kamerawalks eingeladen, auf denen Fachleute Tipps und Tricks verrieten und auch Produkte der Begierde ausprobiert und auch gleich gekauft werden konnten.
Servicedienstleistungen, wie z.B. Sensor- und Kamerareinigung rundeten den Fotomarkt ab

Als am Sonnabend mit der letzten Bilderflut für dieses Jahr die Veranstaltung zu Ende ging, gab es überfall zufriedene Gesichter. Für alle Beteiligten war es wieder ihr „Zingst“ mit vielen tollen Erlebnissen und Erinnerungen, und viele freuen sich auf ein Wiedersehen im Mai 2026. 

Viele Fotoenthusiasten sind mit Familie angereist, die, wenn sie nicht selber fotografieren, z.B. die vielen Ausstellungen mit beeindruckenden Bildern besuchen konnten.
Seit vielen Jahren gelingt es den Kuratoren interessante und wechselnde Themen für zehn und mehr Ausstellungen zu finden, die jeweils dem großen Thema „Natur und Umwelt“ gewidmet sind.
Egal welche Themen gezeigt wurden, sie waren allesamt sehenswert und wären alleine schon ein Grund dafür nach Zingst zu reisen. Für mich persönlich war das diesjährige Thema „Ressourcen“ mit Beiträgen, die die Kuratorin Edda Fahrenhorst und ihr Team zusammengestellt haben aber besonders beeindruckend.

Es ist schwer alle Ausstellungen zu beschreiben, aber es sind da zwei Dinge, die mir im Kopf bleiben.
Zum einen ist da meine persönliche Einsicht, dass dafür, dass es uns in unserem Deutschland so gut geht, und wir dieses, dann doch luxuriöse Leben führen können, auf anderen Erdteilen viele Menschen unter widrigsten Bedingungen arbeiten müssen. Ich sag mal ganz provozierend, für jeden von uns, der in den reichen Industrienationen konsumiert, müssen an anderer Stelle der Welt mindestens fünf Menschen unter zum großen Teil menschenunwürdigen Bedingungen Bodenschätze bergen und selber auf so wichtige Ressourcen wie Wasser verzichten, um uns leckere Kiwi, Tomaten und Erdbeeren und vieles mehr über das ganze Jahr zu liefern, oder Rohstoffe fördern um uns Smartphone und Co zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang hat mich die Ausstellung von Stéphan Gladieu unter dem Titel „HOMO DÉTRITUS“ ganz besonders beeindruckt. Er zeigt Bilder, die in der Demokratischen Republik Kongo entstanden sind. Dieses Land gehört zu den an Bodenschätzen reichsten Ländern der Welt, aber gilt auch gleichzeitig als das achtärmste Land der Welt.
Während in Deutschland das Thema „Kolonialismus“ gerade aufgearbeitet wird, sind es ein paar reiche Konzerne der Industrienationen, wie auch aus Indien und China, die die Bodenschätze der Länder ausbeuten, und wohl nur eine kleine Elite des Landes davon profitiert, während die Mehrheit kaum zu Essen und zu Trinken hat.
Aber damit nicht genug. Nicht nur, dass die Bevölkerung die Rohstoffe für unseren Luxus liefern, nein, sie bekommen den Müll der reichen Länder aucb noch zur Entsorgung zurück. Aus diesem Müll hat eine Künstlergruppe in Anlehnung an die Wodookultur ihres Landes Ganzkörpermasken gefertigt. Der Fotograf hat viele dieser „Verkleidungen“ in typischen Straßenszenen in einer fantastischen Weise fotografiert und sorgt somit für Aufmerksamkeit für dieses Problem.


Ein anderes Problem, welches mir ebenfalls besonders aufgefallen ist, wurde von Sarah Palmer unter dem Titel „Wish you were here“ eindrucksvoll gezeigt. Mit erstaunlich interessanter Technik aus Doppelbelichtungen mit Analogkameras auf Filmen stellt sie Probleme in interessanten Collagen dar, die direkt in der Kamera entstanden sind. Am besten zeigt sich das Problem in einem Bild, in dem ein Deko-Eisbär auf einem Kreuzfahrtschiff auf der einen, und Eisberge auf der anderen Seite in einem Bild dargestellt werden. Die Botschaft ist so einfach wie eindringlich. Mit unserem Tourismus um seltene und aussterbende Dinge zu erleben, fördern wir deren Untergang. So wie eben den Untergang der Eisberge, der eben genau durch die Kreuzfahrtreisen und Hubschrauberrundflüge Stück für Stück kaputt geht.


Auch die Ausstellung der UNICEF Fotos des Jahres sind sehenswert und sollte uns nachdenklich machen.


Die Riesenfotos im geschätzten Format 6x8 Meter von Tom Hegen, mit dem Titel „TERRA EXTRACT“, haben sich mir auch besonders eingeprägt. Diese zum Teil wirklich “schön” anmutenden Luftaufnahmen, zeigen bei genauerem Hinsehen, wie wir die Welt, in der und von der wir leben, zerstören um unseren Lebensstandard zu sichern. Stellvertretend sei eine Aufnahme genannt, in der ein ausgetrocknetes Flußdelta in Mexiko gezeigt wird. Dieser Fluß kommt aus den USA, wo das Wasser aufgestaut wird um es dort zu nutzen und somit den Mexikanern den Zugang zum überlebenswichtigen Wasser abzugraben.

Dies sind nur einige Beispiele von für mich nachhaltig wirkenden Ausstellungen. Ich will die Leistungen der vorherigen Ausstellungen nicht schmälern, aber mit dem 18. Umweltfotofestival »horizonte zingst« ist auch der Bestandteil Ausstellungen erwachsen geworden.

Abschliessend ein Satz den ich im Rahmen der Ausstellung von Davide Monteleone mit dem Titel „CRITICAL MINERALS – GEOGRAPHY OF ENERGY“ gelesen habe, in dem er die Ausbeutung der Bodenschätze thematisiert, aber auch gut zu all den anderen Ausstellungen dieses Festivals passt : 

„Die Fotografie muss auf Zusammenarbeit, einfallsreiche Erzählungen und eine gezielte Präsentation setzen. Es ist wichtig, über die reine Dokumentation hinauszugehen und Geschichten zu erzählen, die aufklären, die für etwas werben und zum Handeln anregen."

 Womit dann auch die verschiedenen Komponenten des Umweltfotofestivals mit wenigen Worten zusammengefasst sind.

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