RICOH GR IV - Bedienkomfort auf neuem Niveau
Nach dem ich in den vergangenen Beiträgen meine neue GR IV kennengelernt habe, denke ich, die neue Kamera inzwischen sehr gut einschätzen zu können.
In meinem ersten Beitrag ist die Frage angeklungen, ob ich wirklich eine GR IV benötige, oder ob es die GR III nicht auch noch ganz gut tut. In diesem Zusammenhang stellt sich auch immer wieder die Frage nach der Bildqualität.
Ich gebe zu, ich bin ja nicht so ganz frei von äußerlichen Einflüssen, und da habe ich den Test der Kamera auf Digitalkamera.de ganz aufmerksam gelesen, ob sich meine Eindrücke auch wissenschaftlich belegen lassen. Und meine Meinung wurde sogar noch übertroffen, und lässt sich mit dem kurzen Testfazit am besten ausdrücken. So schreibt die Testredaktion:
„…Die Ricoh GR IV zeigt fast keine optischen Fehler. Die Auflösung ist bis zum Bildrand nahezu perfekt konstant und bereits bei Offenblende am höchsten. Absolut gesehen ist sie aber etwas gering, was an der sehr neutralen und ehrlichen Bildaufbereitung liegt. Das sieht man auch an der flachen Tonwertkurve und derart genauen Farben, wie wir sie äußerst selten gesehen haben. Bis ISO 800 ist die Bildqualität hoch, oberhalb von ISO 3.200 lässt sie nach…“
Na gut meine bisher ausgezeichneten Erfahrungen wurden jetzt auch von profunder Stelle bestätigt. Aber reicht das schon als Argument um 1.350 für einen neuen Fotoapparat auszugeben, obwohl ich ja schon ziemlich gut ausgerüstet bin?
Diese Frage führt mich einmal zur Preisdiskussion. Indirekt dazu, habe ich in den letzten Jahren einen Trend in den Foren, in denen ich mich regelmäßig rumtreibe, festgestellt.
Bringt Leica eine neue Q auf den Markt, steigt das Angebot an gebrauchten Fuji X100 und Ricoh GR Kameras, stellt Fujifilm eine neue Kamera der X100 Serie vor, gibt es vermehrt Q und GR Angebote, und auch nach der Vorstellung der GR IV wird es nicht lange dauern, bis entsprechende Angebote der anderen beiden Hauptmitbewerber verfügbar sind.
Bei diesem zum Teil munteren Spielchen scheint Geld nicht so unbedingt eine große Rolle zu spielen. Aber nichts desto trotz, ist immer wieder die Klage über den hohen Preis der GR IV zu hören..
Ja 1.350 Euro sind eine Menge Geld, aber im Vergleich zu den geforderten 1.800 Euro für eine Fujifilm X 100VI oder gar 6.250 Euro für eine Leica Q3, ist die GR IV auf diesem Qualitätsniveau geradezu ein Schnäppchen für eine solche Kamera, zumal sie auch die Kleinste dieses Trios, und somit die perfekte Immerdabeischnappschusskamera, ist.
Und dann komme ich einmal zu den Qualitäten. Die Bildqualität habe ich in meinem letzten Beitrag beschrieben, aber da sind ja noch andere Qualitätsparameter, auf die ich jetzt einmal eingehe, und damit die Frage beantworte, wie sie sich in meinem Alltag schlägt.
Bei perfektem Licht können sich ja alle Kameras von Ihrer besten Seite zeigen, aber wie sieht es in Extremsituationen, und im Gegensatz zum Vorgängermodell aus?
Fangen wir mit dem Einschalten an. Und da ist die Einschaltverzögerung an sich ist schon ein Superlativ, denn die Zeit, die die Ricoh GR IV bis zur erfolgten Aufnahme benötigt, ist kürzer als so manche Kamera vom Auslösen bis zum Bild benötigt. Für mich schon mal ein klarer Pluspunkt, denn die besten Motive kündigen sich meist nicht lange vorher an. Bei bestimmten Mitbewerbermodellen frage ich mich, warum Computer zum Teil schneller hochfahren als so teure und angeblich so moderne Kameras.
Also Einsatzbereitschaft ist in meiner subjektiven Meinung nach, die beste - nicht nur dieser Klasse.
Kommen wir einmal zu einer meiner Lieblingsdisziplinen, den langen Verschlusszeiten. Und da bilden Nachtaufnahmen eine ganz besonders extreme Situation. Entweder ich schraube die ISO nach oben, oder ich belichte extrem lange. Über das Rauschverhalten habe ich im letzten Beitrag schon geschrieben, will aber anhand meines nächtlichen Hamburg Ausflugs noch mal darüber schreiben.
Auch wenn die GR IV die Rauschgrenze nach unten zieht (siehe letzten Blogbeitrag), so bedeutet ein steigender ISO Wert auch immer gesteigertes Rauschen. Die akzeptable Grenze würde ich bei der GR IV bei ISO 64000 sehen. Also Nachtaufnahmen bewältigt die Kamera nahezu perfekt.
Aber eine hohe Empfindlichkeit nutzen, um gute Bilder bei wenig Licht zu bekommen ist der eine Weg. Der andere Weg ist eine entsprechend längere Verschlusszeit, was bei meinen Beispielmotiven auch ein gangbarer Weg ist. Aber je länger ich belichte, desto unschärfer werden auch Bewegungen wiedergegeben.
Und damit komme ich zu meiner nächsten Lieblingsdisziplinen – Bewegungsunschärfen. Ich füge einmal ein Beispielbild aus der Hamburger U-Bahn bei.
Dies Bild ist noch nicht wirklich eine Herausforderung an die Verschlusszeit, und liegt bei dem Beispielfoto bei 0,4 Sek..
Aber mich hat mal interessiert wie der neue IBIS denn so arbeitet. Da ist von einer Stabilisierung über fünf Achsen und einer Belichtungstoleranz von bis zu 6 LW in den technischen Daten die Rede. Aber was heisst das in der Praxis, und wie lange kann ich freihändig stehend und ohne Hilfsmittel belichten?
Hierzu habe ich einmal einen nächtlichen Rundgang durch Hamburgs Kontorhausviertel genutzt und habe das Chilehaus mal als Beispiel benutzt:
Bitte ignorieren Sie die stürzenden Linien, aber ich habe das Bild so wie es aus der Kamera kommt abgebildet. (Eine Version, wie ich sie aus der RAW-Datei erstellt habe, zeige ist ganz oben im Artikel).
Es ist mit einer Belichtungszeit von 1/20 Sek bei ISO 12800 aufgenommen.
Auch in dem folgenden 1:1 Crop zeigt sich ein absolut akzeptables Rauschen:
Zum Vergleich bin ich mit der Empfindlichkeit auf absolut annehmbare ISO 800 runtergegangen und habe bei 2 Sekunden belichtet.
Das Ergebnis zeigt das nächste Bild:
Auch hierzu habe ich mal einen 1:1 Ausschnitte gemacht:
Zusammenfassend habe ich einmal beide Bilder direkt gegenübergestellt. Am ehesten lässt sch der Unterschied in den Backsteinen im unteren Teil des Gebäudes erkennen. Sie sind im linken Teil sehr viel schlechter als im rechten Teil aufgelöst.
Trotzdem ist trotz der 2 Sek. Verschlusszeit aus der freien Hand eine sehr große Schärfe vorhanden, was sich dann auch wieder in den Backsteinen erkennen lässt.
Aber ich wollte einen Schritt weiter gehen und habe einmal versucht mit 4 Sekunden aus der freien Hand zu fotografieren.
Ich habe die EXIF Daten direkt mal mit abgebildet. Und zeige auch diese Aufnahme noch mal als 1:1 Crop:
Das Ergebnis hat mich ein weiteres Mal von den Socken gerissen. Gut wir können bei dem Bild sicherlich die Schärfe im Detail diskutieren. Aber
4 Sekunden aus freier Hand bei dieser Abbildungsqualität finde ich phantastisch
Also Bedienqualität in den Punkten Schnelligkeit, AF-Präzision, Rauschverhalten und Bildstabilisierung verdienen das Prädikat „Herausragend“.