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Wenn schon der Weg das Ziel ist ...

Aktualisiert: 15. Juli 2022



Es ist vollbracht ...


Am 30. März hat Pentax sein neues APS-C Spitzenmodell, die K-3 Mark III, vorgestellt.

Zugegeben ich war an der Vorbereitung ein wenig beteiligt und konnte auch schon Erfahrungen mit der Kamera sammeln.


Mit diesem Bericht möchte ich mal ein paar Gedanken zur Fotografie und dann auch zu der Kamera teilen, vielleicht liest ja der ein oder andere bis zum Schluss.


Ich liebe es zu fotografieren. Fotografie ist inzwischen weit mehr als ein Hobby für mich, es ist eine Leidenschaft. Und so kann es passieren, dass ich am Hamburger Fischmarkt entlang schlendere um den Sonnenaufgang hinter der Elbphilharmonie zu fotografieren. Wenn ich dann auf Höhe der Fischmarkthallen mit all den Fischhändlern vorbeikomme, stehen dort schon am frühen Morgen Angler und warten auf den Fang des Tages. Sie könnten die ganze Sache abkürzen, und bei einem jener Fischhändler gleich über die Straße, jede beliebige Menge, jeder beliebigen Fischart kaufen. Aber nein. Sie stehen Stunde um Stunde an der Elbe und warten das ER beißt. Morgen sind sie dann an einer ganz anderen Stelle anzutreffen, denn je nach Jahres- oder Tageszeizt und je nach Ebbe und Flut, steht der Fisch an bestimmten wechselnden Stellen. Und eins ist gewiss, egal wo an der Elbe, ich werde den Anglern immer wieder begegnen, denn auch meine Motive ändern sich mit der Tageszeit und dem Wetter.

Und wenn wir dann so ins schnacken kommen, spreche ich dann auch gern mal über die Angelausrüstung. Und dann schnalze ich doch mit der Zunge, wenn er mir voller Stolz erzählt, dass eine seiner Ruten mit Rolle doch schon so um die 2.000 Eus kosten könne.

Aber das sei sein Hobby und seine Leidenschaft, wie z.B. auch das Fliegenfischen. Nein, dabei angelt er keine Fliegen, wie er mir erzählt. Es sind die Köder, die er sogar selber herstellt, und damit gern seine freien Tage verbringt. Und auf seiner Lachstour nach Island will er von morgens bis abends nur auf Lachs gehen – obwohl, der fliegt in Island geradezu in die Pfanne. Komisch, Island, auch für Fotografen eine Traumdestination.


Ja, und dann, wenn ich auf eins meiner Schiffe warte, und er, mindestens genauso mundfaul ist wie ich, kommen wir dann ins klönen. Und dann erzählt er davon, dass Angeln auch nicht mehr das ist, was es mal war. Viel zu viel Angler, und besonders schlimm sind diese Typen, die am Fluß längst hasten. Die Rute mal für 5 Minuten ins Wasser halten, und dann aber schon weiterziehen. Nee, secht hei, dor kannst keen Fang nich mit moken - Angeln ist Ruhe und Entspannung. Wie ich es ihm nachempfinden kann während ich so meiner Wege ziehe, und meine Parallelen zur Fotografie ziehe.


Und so denke ich noch drüber nach als ich mir, zu Hause angekommen, eine schöne Tasse Kaffee gönne. Und wenn ich meine, eine schöne Tasse Kaffee, dann meine ich eine schöne Tasse Kaffee. Frisch gemahlen, handgefiltert steht er vor mir, mein Kaffeepott. Wie so oft, zählt neben dem perfekten Ergebnis, eben auch der Weg dorthin. Und bevor ich den ersten Schluck trinke, und mich an die Sichtung meiner heutigen Fotoerfolge mache, lege ich mir eine Platte auf – die Moldau von Smetana.

Ganz ehrlich, auch wenn es gerade mal Vormittag ist, dieser Tag, ist ein geschenkter Tag. Tolle Bilder, nette Angler getroffen, leckeren Kaffee getrunken und tolle Musik hören – mehr geht doch nicht.

Obwohl, Schallplatten, auch so ein Ding. Wozu gab es die eigentlich noch mal? Früher Star in jedem Haushalt, müssen sich heute Musikgeniesser mit einem Plattenspieler erklären, genau wie wir Spiegelreflexfotografen, die noch Kameras mit Prisma verwenden.


Und dann, als die Musik läuft und ich so die Kaffeetasse in der Hand halte, muss ich an den Angler denken, der ein Hobby hat, und an den Beitrag neulich in einer dieser Foto-Facebookgruppen, die einem Fotografen aus dem Brandenburgischen (?) huldigen. Inmitten dieser Diskussionen um die eine und einzige beste Kamera, hat da jemand in die Gruppe gefragt: „Und was habt Ihr für Hobbies …?“ Er erklärte, dass er unter den Folgen der Pandemie leiden, und sich sehr langweilen würde. Ob denn nicht jemand eine Idee hätte wie man seine Freizeit gestalten könnte.

Es war tatsächlich jemand dabei, der zur Fotografie riet. Dies wurde in zahlreichen Kommentaren aber dann doch schnell relativiert. Fotografie würde zwar Spaß machen, und man könnte seine Zeit damit verbringen, aber so richtig als Hobby könne man sich das nicht vorstellen, und wie soll denn so ein Hobby überhaupt aussehen.

Kochen – das könnte sehr wohl ein Hobby sein. Man könne sich mit Freunden treffen, gemeinsam etwas gestalten und sich dabei nett unterhalten. Zugegeben, wenn man das Hobby richtig betreiben würde wollen, kann es schnell teuer kommen. So hatte der Verfasser der Antwort darauf verwiesen, dass er gern spezielle Messer benutzen würde, die dann gern auch mal mehrere hundert Euro kosten können, auch „gute“ Töpfe und Pfannen würden ein Geld kosten und nicht zuletzt der Thermomix mit all dem notwendigen Zubehör auch nicht ganz billig sei – aber es ist halt sehr befriedigend.


Ja und dann ist da in meinem Kopf auch schnell das Smartphone, welches doch inzwischen für seine 1.200 Euro, und mehr, perfekte Bilder liefert. Und dann ist da auch die Forderung vieler Fachleute an die Hersteller, die Fotografie endlich zu neu zu denken und endlich mal mit Innovationen zu kommen. Was prinzipiell aber gar nicht mehr nottut, denn die Fotografie ist eh tot, weil es ja Smartphones mit Fotofunktion gibt. Wobei der Widerspruch dann doch auffällt. Da haben wir auf der einen Seite, die Fotografie mit Fotoapparaten, die annähernd tot zu sein scheint, und auf der anderen Seite einen boomenden Bilderstellungsdrang. Beides passt in meinem Kopf noch nicht so zusammen. Denn wird die Bilddatenerstellung mit Smartphone denn nicht als Fotografie betrachtet? Ein Beispiel sei nur eine jener Musikveranstaltungen. An den Eingängen sind Fotoapparate deutlich sichtbar verboten, aber später kurz nach Start der musikalischen Darbietung ist von den Akteuren auf der Bühne nicht mehr viel zu sehen, denn Tausende Smartphones werden in die Höhe gestreckt um Bild und/oder Video und Tondokumente zu erstellen.


Und dann schaue ich so in den, inzwischen leeren, Kaffeepott, und überlege mir, ob es einen Zusammenhang gibt, zwischen hochinnovativer Technik und der Entwicklung eines Hobbies.

Und dann bin ich bei Musikern, die da auf der Platte gerade die Moldau zum Besten geben.

Mit dieser Musik verbindet mich, dass es das erste Stück war, welches bei meinem ersten Besuch der Elbphilharmonie gespielt wurde. Die Musiker des Hamburger Philharmonie Orchesters spielten auf wunderbar klingenden Instrumenten, da war von Elektronik nichts zu sehen. Da stand nicht etwa ein Elektropiano sondern ein riesiger schwarzglänzender Flügel, und auch die Blech- und Streichinstrumentler setzten voll und ganz auf traditionelle Gerät.

Fachleute haben mir mal erklärt, dass die größtentwickelte Technik nie in der Lage sein wird, den Sound und das Gefühl der „guten alten“ Technik simulieren zu können, und außerdem würde es sich ganz anders anfühlen. Also auch hier, eine Erfahrung ist umso intensiver, je mehr man selber involviert ist.


Dann, beim Aufbrühen meiner 2. Tasse Kaffee, denke ich wie toll der Tag doch eigentlich ist, ich mich jetzt aber beeilen muss, denn am Nachmittag wollte ich eins jener großen Oldtimertreffen besuchen. Auch hier Menschen mit Hobby. Sicherlich ein Hyundai, ein Mitsubishi oder Daihatsu kann auch Hobby sein, aber was ist das gegen einen 911er, einen Karman Ghia oder einen Flügeltürer, oder um die Frage ob Pagode oder Ponton. Meine These, je mehr man selber am Rad drehen muss und auch mal die Zündkerzen wechseln kann, und weiß wo der Ölmeßstab zu finden ist, desto mehr Befriedigung gibt einem die Sache.


Wenn die Fotoexperten neue Ideen für Fotokameras fordern, so sollten die mal auf die Straße oder in die Küche gucken, je größer die Leidenschaft, desto traditioneller ist auch oft die Technik. Und dann stellt sich mir die Frage, ob man sich mit der Weiterentwicklung traditioneller Geräte wirklich einen Gefallen tut. Und ja, je besser die Technik, desto komfortabler und auch praktischer. Aber will man das immer? Oder ist es nicht dieses selber machen wollen, Technik nehmen, wo sie sinnvoll ist, aber selber Gestalter sein wollen.


Und so schnappe ich mir meinen Kaffeepott und beginne meine Tasche für das Oldtimertreffen zu packen. Soll es die APS-C sein, nehme ich eine Kleinbild- oder sogar die Mittelformatkamera? Obwohl ich wohl 4-5 Stunden unterwegs bin, nehme ich meine 645. Viele mögen es nicht verstehen, warum ich ausgerechnet die nehme, aber Kenner werden die Bildgüte sofort erkennen. Unbedarfte erkennen die Bildqualität genauso wenig, wie ich den Unterschied zwischen Sekt und Champagner erkennen würde. Ich nehme die 645 vor allem wegen des Suchers und der Bildqualität. Er ist riesig und hell und zeigt mir den Glanz der Karossen schon fast genauso wie das Bild später aussehen wird. Und außerdem werde ich damit den Motiven am ehesten gerecht, und fühle mich damit wie einer von ihnen.


Und dann ist es wieder soweit, ich fotografiere mich rein in den Rausch des Bleches. Autofahren ist mindestens Ente, R4 oder Käfer, und auf der Oldtimerskala nach oben offen. Die Fahrer der sogenannten Youngtimer werden ein klein wenig belächelt. Und ich weiß wie es sich anfühlt belächelt zu werden. Denn mit meinem Mittelformatbrocken werde ich doch auch oft belächelt. Wie der eine Fotokollege mit seiner neuen „Systemkamera“, der seine Frau bitte etwas nach links zu gehen damit das Auto ganz drauf ist. Er kann es zwar wegen des Lichteinfalls nicht genau sehen, aber das Bild wird schon klappen. Und dann sehe ich ihn, wie er mit seinem Fotoapparat am langen, ausgestreckten, Arm die Front der rund 50 Autos abschreitet und dabei ein Video aufnimmt. Jetzt weiß ich wozu der gemeine Fotoamateur unbedingt die Videofunktion benötigt – eben für damit man sie hat. Die Wette gilt, die meisten so aufgenommenen Videos werden später maximal einmal angeschaut.


Als der Nachmittag vorbei war, war ich nicht mal zur Hälfte rum mit den Autos, habe mir aber für wenige gute Motive viel Zeit gelassen.


So, und dann nach diesem langen Ausflug bin ich wieder im hier und jetzt. Während ich das hier schreibe, trinke ich einen Kaffee aus meinem Vollautomaten – eben alles zu seiner Zeit. Und denke so an die letzten Tage mit der K-3 Mark III zurück. Und an den Angler, den Musiker, den Kaffeetrinker und den Oldtimerfahrer. Alle akzeptieren es für den richtigen Zweck, das passende Gerät zu verwenden. Sie unterscheiden zwischen Leidenschaft und Praktikabilität. Und dann muss ich auch an die Menschen denken, die es lieben mit einer analogen Kamera zu fotografieren. Es sind Menschen, die dem praktischen Alltag entgehen wollen, oder es sind Menschen, die sogar auf einen Kontrollmonitor an ihrer Digitalkamera verzichten. Und dann erinnere ich mich an die Zeit als bei den digitalen Kompaktkameras der Sucher immer kleiner wurde, und dann so klein war, dass man ihn schliesslich ganz weggelassen hat. Die Knipser liebten es die Kamera am ausgestreckten Arm zu halten, zwar auf dem Monitor nichts erkennen konnten, aber trotzdem mal fotografiert haben, und sich später nichts sehnlicher als einen vernünftigen Sucher wünschten.

Und dann gucke ich so durch den Sucher meiner neuen K-3 Mark III, der fast so hell und riesig, wie der meiner Mittelformatkamera ist, und lächle in mich rein, und frage mich, wie lange die Entwicklung der sogenannten Spiegellosen Kameras wohl noch weitergehen soll, und ob das was dann kommt noch den Namen Fotografie verdient. Oder ob die echte und richtige Fotografie, dann dem Schicksal der Malerei folgen wird, und nur noch etwas für die ganz entspannten Zeitgenossen sein wird. Und dann bin ich auch wieder bei meinem Freund dem Angler, der sinnbildlich für Entspannung steht.


Aber dann bin ich auch wieder bei jenem Kollegen, der da mit seiner elektronischen Kamera auf der Such nach einem Hobby ist. Ihm möchte ich gern mitgeben, wenn nicht mehr die Technik im Mittelpunkt des Tun steht, sondern vielmehr der Prozess der Bildentstehung das Ziel ist, dann ist er schon auf dem richtigen Weg ein phantastisches Hobby kennen zu lernen. Und wenn er dann noch für sich in Anspruch nimmt, die für ihn richtige Technik selber zu bestimmen, und nicht die Meinung der Anderen als die alleinige Wahrheit zu sehen, dann ist er nicht mehr weit von einer großen Leidenschaft für ein Hobby entfernt.


Und wenn er da erst mal angekommen ist, dann wird er auch viele reale Bekanntschaften machen, die er auf Festivals, wie z.B. alljährlich im Mai (wenn mal nicht mehr Corona ist) in Zingst, trifft und mit ihnen bei der allabendlichen Bilderflut am Ostseestrand die Fotografie erleben, fühlen und genießen wird.


Inzwischen lese ich was alles gegen die neue K-3 Mark III sprechen soll. Viele ärgern sich über den Preis. Aber auch hier verweise ich auf die Kollegen aus der Küche oder meine Freunde die Angler. Auch die bezahlen zum Teil viel Geld für ihre Ausrüstung, auch da wird mal gemeckert, aber auch die stellen später fest, die Teile seien preiswert. Und auch wenn viele Fotoamateure unter „preiswert“ eher „billig“ verstehen, wird sich das wohl bald ändern und man wird feststellen, das Smartphones für 1.200 Euro doch gar nicht preiswert, aber wegen der tollen Fotofunktion doch eine gute Wertanlage sind. Man wisse zwar nicht wo denn diese Auflösung stecken würde, aber die Hauptsache die Bilder gelingen.


Ja, und dann sind wir wieder bei vielen Fotoamateuren, die 2.000 Euro für eine Kamera, wie die K-3 Mark III als ihren Preis wert empfinden, die dann auch eine Auflösung von 25,7 MP als ausreichend empfinden, weil die Bildqualität doch mehr Wert ist als bloße Zahlenwerte, und die es lieben ein Hobby haben und darin aufgehen, und bei denen der Weg zum Bild schon sehr wichtig ist, und selbstbestimmt sein soll.


Ja und dann sind wir wieder bei einem Bekannten, der mir den wichtigsten Ratschlag für die Fotografie gab: „Lass‘ Dich einfach mal drauf ein …“




Für meine kleine Bildserie habe ich Bilder aus verschiedenen Bereichen zusammengestellt.

Die Bilder sind mit der K-3 Mark III aufgenommen. Dabei war das DA 16-85 mm mein Standardobjektiv, und das DA 55-300 mm meine absolute Wiederentdeckung. Alles zusammen eine perfekte und vor Allem kompakte Ausrüstung...


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