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AutorenbildWolfgang Baus

Je mehr Technik, desto weniger Kreativität …


Jetzt mal unter uns Pastorentöchtern (und –Söhnen), wer kennt sie nicht, die Fotofreaks, die aus der Fototechnik ein Heiligtum machen, aber deren Ansporn gute Fotos zu erstellen, in dem Maße nachlässt, wie das Interesse an Technik zunimmt? Ich kenne viele Beispiele dafür, dass die Kreativität nachgelassen hat, je aufwändiger die Technik der benutzen Kamera wird. Ging es für viele Fotografen früher um die Bildgestaltung und Kreativität, geht es heute vielmehr um die Frage 4K oder 8K, oder um Bilderserien aus 60 oder mehr Aufnahmen, aus denen später das eine beste Bild ausgesucht werden soll, aber gleichzeitig über die schier unüberschaubare Bildermenge geflucht wird.

Ansel Adams sagte mal: „Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute“. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist das ein Wert, den wir schon kaum erreichen. Sicherlich machen wir viele gute Fotos, über das Jahr, aber wenn wir nach Bildern für eine Ausstellung oder einen Fotowettbewerb gefragt werden, bei denen wir uns gegen andere Fotografen behaupten müssen, wird es schon schwierig.

Die besten Bilder werden oft geplant und überlegt erstellt. Hierzu ist es wichtig die Technik der Fotografie zu beherrschen und nicht die Technik der Fotoapparate, die immer umfangreicher und weniger durchschaubar wird.

Auf der Suche nach dem einen besten Bild ist die Kamera mein Werkzeug. Welches auf einfache und angenehme Weise das macht was ich will. Auch wenn wir heute „Face Recognition“, „Auto Tracking AF“, „Multi Metering“ und soviel mehr Funktonen in der Kamera finden, bergen sie doch alle auch Fehlerquellen. Gesichtserkennung für bis zu 32 Gesichter klingt supertoll, nur was nützt es wenn ich als Fotograf mit minimaler Schärfentiefe nur dieses Gesicht der Braut einer großen Hochzeitsgesellschaft scharf haben möchte? Und was nützt eine automatische Schärfennachverfolgung, wenn mein Motiv doch das einzig statische Element in meinem Bildaufbau ist?

Eigentlich will ich ja nur sagen, es gibt Momente, da möchte ich selber und alleine die Parameter der Aufnahme festlegen. Dabei ist oft der Weg das Ziel und die Motivation am Fotografieren. Viele kennen noch den Spruch „… ich gehe fotografieren …“ oder die Frage „Wollen wir fotografieren gehen?“ Dahinter steckt doch das Beschäftigen mit der Materie, mit Kamera und mit den Motiven. Wobei die individuelle Einstellung doch das gewisse Etwas des Bildes ausmacht. Vielfach ist das Fotohobby doch zu einem Knipsen verkommen.

Wenn wir mal kurz zu den Hobbyköchen schauen, würde doch kaum jemand den Freundeskreis zum gemeinsamen Kochen einladen und sich dann im Kreis um einen Thermomix aufstellen, Programme vorwählen und warten bis die Maschine fertig gekocht hat.

Wie auch beim Fotografieren, ist das Ergebnis solcher Maschinen nahezu perfekt, aber wer will das schon? Hüben wie drüben liegt doch der Spaß und das Erlebnis im Tun – und vielleicht darin, dass etwas andere Werk geschaffen zu haben.

In einer diesen Überlegungen (böse Zungen sprechen von Sinnkrise), hatte ich richtige Lust nur mit dem Notwendigsten ausgerüstet ein Fotoprojekt zu starten. Und da ich im Sommer in Hamburg mit dem Fahrrad unterwegs war, bin ich bewusst andere Wege als üblich gefahren. So fuhr ich auch über das Heiligengeistfeld, welches mitten in Hamburg als Ort für das Volksfest, den Hamburger DOM, dient. Dort wo sonst Lichter blitzen und Musik aus den Lautsprechern tönt, herrschte rege Betriebsamkeit durch Aufbauarbeiten. Es war kaum ein Durchkommen durch die vielen Anhänger, Tieflader und Materialcontainer. Aber es war ein sehr interessantes Gewimmel, und so holte ich meine Ricoh GRII als Immerdabeikamera aus der Tasche und begann zwischen den Rohbauten zu fotografieren. Nach der Bildsichtung zu Hause, wurde schnell ein Projekt daraus.

Rund 2 Wochen werden für den Aufbau des Doms benötigt, die ich mit der Kamera eingefangen habe. Dabei heraus gekommen sind mit Sicherheit nicht die Topbilder des Jahres aber zumindest, wie ich meine,  eine interessante und sehenswerte Reportage, welche schließlich in einem Buch zusammengefasst wurde. Für alle die einmal sehen wollen was dabei heraus gekommen ist habe ich die Bilder auf Willkommen auf dem Hamburger Dom.




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