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FÜR MICH WAR ER EIN LICHTZAUBERER …

Autorenbild: Wolfgang BausWolfgang Baus


… und dann ist da dieser Moment, der dich für dein ganzes Leben prägen soll. Es ist der Augenblick wo du dich entscheidest, dass du Feuerwehrmann, Polizist, Arzt oder Fotograf werden willst. Bei mir war es wohl der Tag, als ich vor rund 45 Jahren das Fotoatelier des Hamburger Fotografen Hans Meyer-Veden betrat, und überwältigt von den tollen Bildern war die ich dort sah. Es waren keine bunten Postkartenansichten, es waren Schwarzweißbilder, u. A. meiner Heimatstadt Hamburg, die in einer bestechenden Qualität, mit sagenhaften Kontrasten, und in riesiger Größe an den Wänden hingen. Untermalen von zahlreichen Büchern, Mappen und Zeitungsausschnitten mit seinen Bildern, übte es auf mich eine besondere Faszination aus

So was wollte ich auch machen. Ich will Fotograf werden, habe ich damals als Kind entschieden. Und damit wollte ich gar nicht lange warten.

Mit meiner Spiegelreflexkamera vom Weihnachtsmann, stand ich später vor ihm, und japste, wie ein kleiner Hund der spielen will, förmlich nach einer Anleitung, um selber solche Bilder fotografieren zu können.

Aber von den erhofften Geheimnissen erfuhr ich nichts. „Geh’ raus, entdecke die Welt“. Das war alles was er mir als Ratschlag gab. Mehr konnte oder wollte er von seinem Geheimnis nicht preisgeben.

Zu einer fotografischen Ausbildung hat es später  bei mir nie gereicht, aber immerhin wurde ich Lieferant für das Werkzeug der Fotografen. Ich lernte im Laufe der Zeit wie man diese Geräte einsetzen kann, welche Instrumente welche Wirkung erzielen und so auch viel über die Fotografie.

„Geh’ raus, entdecke die Welt“. Doofer Spruch. Ich will gut fotografieren können. Natürlich gehe ich raus und entdecke die Welt. Ich sehe all die Motive, die Hans in seinen vielen Büchern veröffentlicht, aber wenn ich es fotografiere, ist es anders und weit entfernt von dem was ich erreichen wollte.

Gut, Freunde und Familie sind ganz angetan von den Bildchen, die ich so zeige, aber richtig gut waren sie lange Zeit nicht, und egal wie oft ich Motive von allen möglichen und verschiedenen Ansichten fotografierte, besser wurden meine Bilder nicht.


Wenn ich dann in späteren Jahren mit Hans zusammen kam, erhoffte ich von ihm, der immerhin an verschiedenen Hochschulen Fotografie lehrte und Autor mehrerer Fotobände war, doch noch etwas von dem Zauber zu erfahren, der seinen Bildern innewohnte. Zumindest hatte ich es nach 30 Jahren Fotografieren geschafft, dass er meine Fotografien betrachtet und kommentiert, und die zum Teil sogar mit Aufmerksamkeit und einem wohlwollenden Nicken bedachte. Und so liess er mich eine weitere Weisheit wissen. „Du musst ankommen, und da sein“.

Da sitzt einer der Zauberer der Fotografie neben mir, ich bin dem Wissen so nahe, und dann kommt wieder nur so ein Spruch.

Ob ich ein guter Fotograf geworden bin, weiß ich nicht. Meinen Anspruch an die Fotografie erfülle ich zunehmend, und jetzt nach jahrzehntelanger Fotografie, bin ich der Meinung, der Magie der Fotografie näher gekommen zu sein.

Inzwischen weiß ich wie wichtig seine Ratschläge waren. Leider hatte ich ihn damals als Kind gehört, aber nicht verstanden. Das, was ich immer als „entdecke die Welt“ verstand, sollte heissen „Lerne sehen“. Es reicht nicht zu gucken und an immer fantastischeren Locations nach dem besten Bild zu suchen. Komme an, sehe, erkenne, verstehe dein Motiv und gestalte dein Bild – dafür musst du nicht mal weit reisen.

Das was für mich wie Zauberei aussah sollte so einfach sein.

Hans Meyer-Veden war für mich und meine Fotografie prägend. Dabei war er ein Gesprächspartner mit sehr eigenen Ansichten, die aber zum Nachdenken anregten. Leider ist er jetzt von uns gegangen und wir können nicht mehr gemeinsam diskutieren ob eine Fotografie „schön“ sein darf, oder ob eine solche Beschreibung einem Bild nicht gerecht wird.


An der Elbe – lag und liegt unser gemeinsamer Lebensmittelpunkt. Ich habe versucht für diesen Beitrag ein Bild zu nehmen, welches uns beide beschreibt. Ich hätte gern ein gemeinsames Projekt mit ihm verwirklicht, dabei seinen Schatten aus Wissen und Können nutzen können um mich weiter zu entwickeln. Ich denke, das Titelbild hätte ihm ein wohlwollendes Nicken abgerungen.

Ich war da, habe gesehen und gestaltet – für Hans.


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