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Das neue "Normal" der Fotografie ...

...oder ist jeder Fortschritt gut?


Heute habe ich als Einleitung eines Newsletters, einer meiner Lieblingsfotoportalseiten „www.das fotoportal“ folgendes gelesen:

"...Was bei den Kameras der nächsten Generationen sich als Standard bzw. Normal herausstellen wird, kündigt sich seit mindestens einem Jahrzehnt an - die spiegellose Fotografie: die großen Hersteller professioneller Aufnahmesystem haben allesamt zu verstehen gegeben, dass sie sich über kurz oder lang von den guten, alten aber hochkomplexen mechanischen Spiegelsystemen verabschieden werden. Die meisten werden den DSLR kaum eine Träne nachweinen, wiegen doch die neu dazu gekommenen, kreativen Möglichkeiten den Verlust liebgewonnener Techniken mehr als auf. Denken Sie nur an kompaktere Kameras, kleinere und leichtere Objektive, höhere Lichtstärken, ultraschnelle Belichtungszeiten durch elektronische Verschlüsse u.s.w. Die Liste der technischen Vorteile spiegelloser Systeme ist schier endlos..."


Und dann steht da noch der Satz:

"...Zum "neuen Normal" in der Fotografie gehört aber auch die Künstliche Intelligenz, mit der Kameras und Objektive in den kreativen Akt eingreifen und einen schleichenden Realitätsverlust der Fotografie verursachen..."



Die Tatsache, dass Spiegelreflexkameras ihre besten Zeiten hinter sich haben ist nichts Neues.

Ich hoffe nur, dass es weiterhin ausreichend Fotografen geben wird, die sich in ihrer Kreativität nicht von künstlicher Intelligenz berauben lassen, und die Welt objektiv betrachten und dabei auf eine möglicherweise alte, aber noch lange nicht tote Spiegelreflextechnik setzen. Denn was auch immer die neue Technik da verspricht, es wird von Kamera zu Kamera schwieriger sie zu beherrschen


Und war es nicht auch die CD, die ganz tolle und nie dagewesene Technik versprach, den Plattenspieler verdrängte und heute durch Streamingdienste abgelöst wurde, während die gute alte Schallplatte in Zeiten all der Schnelllebigkeit eine besondere Form der Entschleunigung bietet ...


Aber ich muss gar nicht auf andere Medien verweisen. Gab es nicht auch die Zeiten in denen Polaroid aufgrund der Digitaldominanz Konkurs anmelden musste, oder was ist mit der vergangenen Filmvielfalt von Agfa, Kodak und Co? Inzwischen gibt es mit dem Fujifilm Instaxsystem geradezu einen Boom der Sofortbildtechnik, die nie vielfältiger war als heute. Nicht nur kreative Köpfe sondern auch Kinder haben diese unkomplizierte Form, fern der Smartphonefotografie entdeckt. Und auch in den Lieferketten guter alter Silberhalogenidfilme gibt es Lieferschwierigkeiten.

Oder was war da mit den Digitalen Kompaktkameras, die zunehmend der früheren „Sucherkamera“ den Rang abliefen , und als das Nonplusultra der Fotografie galten? Das Display konnte nicht schlecht und klein genug sein, um nicht als die ultimative Bildkontrolle vor der Aufnahme zu gelten. Auch wenn bei Sonnenschein kaum jemand etwas auf den Displays erkenne konnte - egal, irgendwas wird schon drauf sein, Hauptsache modern. Und heute ist bei jenen Kompaktkameras ein fehlender Sucher oft schon ein Ausschlußkriterium.


Oder wie begann er noch der Tod der Spiegelreflextechnik? Waren es nicht jene Hobbyfotografen, die sehnsüchtig zu den vermeintlichen Profis rüberschauten, zu diesen Monstergeräten mit riesigem Batteriepack und schwerem Zoomobjektiv. Die Hauptsache schwer und teuer. Genau die Gelegenheitsknipser, die sich hier durch zu viel Technik und falsche Beratung (durch gute Freunde), oder durch Gruppenzwang, überfordert fühlten, sind es die jetzt völlig befreit mit ihrem Smartphone fotografiert, und nicht müde werden, die Qualität dieser Bilder zu loben, die nie den Telefonspeicher verlassen werden.


Und jetzt haben wir die goldenen Zeiten der Fotografen, die jetzt auch 8K Filmen können. Sie wollen es gar nicht und sie können es meist gar nicht verarbeiten, denn die Rechnerleistung ihrer Computer ist meist viel zu gering. Aber auch wenn sie nicht Filmen, so könnenen sie doch später nach dem Urlaub die Filme sichten, und sich die besten Aufnahmen aus dem Video herausselektieren.

Wenn es überhaupt soweit kommt, denn all die oben angesprochenen Eigenschaften der neuen Technik sind wunderbar, aber kaum noch beherrschbar. Und so wird es kommen, wie es kommen muss, der Fotofreund oder Hobbyfotograf ist wieder überfordert. Wer trotz der Aufrüstungs- und Imponierphase vor einigen Jahren nicht ausgestiegen ist, wird es wohl dann doch bald tun.Die Technik wird zunehmend unbeherrschbarer, und trotz modernster Technik werden die Bilder eher schlechter als besser.

Bitte nicht falsch verstehen, es gibt eine Menge Situationen, in denen jene hochmoderne Kameras unerläßlich und ein großer Fortschritt sind, aber sind das nicht eher die professionellen oder semiprofessionellen Anwendungen, die der Hobbyfotograf gar nicht hat.

Nicht ganz unwichtig sind auch die Kosten. Geld verdienen mit Fotografie wird nicht einfacher, und mehrere Tausend Euro kann Bundesdurchschnittsfreizeitfotograf auch nicht mal eben so für sein Hobby ausgeben, denn all die neue Technik bei immer geringerer Stückzahl, kostet auch ihr Geld.


Und dann sind wir auch bei meinem Freund dem Angler. Der da am Wasser steht, und entspannt den Tag geniesst. Was nützt ihm alle Technik, wenn er nicht weiß wo seine Fische beissen, und würde er all die Technik haben wollen, wo er sich doch mit der Angel in der Hand gerade mal eine Auszeit von seiner täglichen Computerarbeit nimmt.


Oder wie war das mit der schon erwähnten täglichen Unterhaltung. Ist es nicht so, dass Musik inzwischen vielfach in die Beliebigkeit abgerutscht ist? Sie hat seit CD und Streamingdiensten einen sehr viel niedrigeren Stellenwert, als ich es noch aus meiner Jugend kenne. Und sind es nicht die Freunde gepflegter Musik, die jetzt ihre tägliche Auszeit bei guter Musik von der Schallplatte und bei handgebrühtem Kaffe oder dem Espresso aus einer jener Siebträgermaschinen. geniessen. Man gönnt sich selber wieder was.


Damit bin ich dann auch wieder in der Fotografie, wo es gerade die jungen Leute sind, die sich alte Kameras für richtige Filme kaufen, und nach erfolgter Belichtung gespannt darauf warten, was aus den Bildern geworden ist. Fotografie kann so einfach sein. ohne die ganze Elektronik, die viele Freizeitfotografen heute als unerlässlich für ein gutes Foto halten.

Dabei ist es doch so, und dann auch 5 Euro für das Phrasenschein, das Bild macht nicht die Kamera. Die ist nur ein Werkzeug der Kreativität eines Fotografen…





Zum Titelfoto:
Bilder wie diese sind typisch für Freizeitfotografen. Landschaftsfotografie, wie hier mit einer Langzeitbelichtung, entstehen nicht mit Kameraautomatikem. Sie entstehen auch nicht mal schnell im Vorbeigehen. Eine gelungene Aufnahme braucht gern mal 30 Minuten und mehr.


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